Charly

FRA 2007
Director: Isild Le Besco
Cast: Kolia Litscher, Julie-Marie Parmentier, Jeanne Mauborgne

95 Min. | OmeU

Tribute

Bei seinen Pflegeeltern in der Provinz lebt der vierzehnjährige Nicholas ein liebloses Leben in einer heruntergekommenen Behausung ohne Antrieb und ohne Träume. Eines Tages nimmt er das versteckte Ersparte der ziellos lebenden Alten und rennt davon. Eine Postkarte definiert sein Ziel: das Meer. Unterwegs trifft er Charly, eine Gelegenheitsprostituierte, kaum älter als er. Sie nimmt ihn auf in ihrem kleinen Wohnwagen, in dem sie penibel Ordnung hält. Charly verlangt von ihm, sich im Haushalt nützlich zu machen, während sie arbeiten geht. Sie reden nicht, aber er bleibt. Sie kommen sich näher, als sie ihm aus Wedekinds Frühlings Erwachen vorliest, entsteht ein gemeinsames Verständnis, ein Moment der sich über die beiden legt und imstande ist, die Zeit für einen Moment anzuhalten. Die Begrenzung des Raumes schafft die größtmögliche Freiheit. Das Meer ist ein Stück näher gerückt.

Es ist nicht nur diese Geschichte zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt, auch die Inszenierung Le Bescos erzählt von einer Befreiung von den klassischen Erzählmustern, von der Konditionierung des Blickes und der Erwartungshaltung und wie wir uns mit Charly und Nicholas davon befreien können.