PM08 2025
Die Preisträger des Internationalen Filmfest Oldenburg 2025
Die Preisträger des Internationalen Filmfest Oldenburg 2025
Höhepunkte des Festivals und Abschlussbilanz
Heute Abend wurden vor dem offiziellen Abschlußfilm „The Chronology of Water“ von Kristen Stewart bei der Preisverleihung im Oldenburgischen Staatstheater die Wettbewerbsgewinner vorgestellt. „Broken Voices“ von Ondřej Provazník gewann den German Independence Award für den besten Film, mit dem Spirit of Cinema Award wurde „Keep Quiet“ von Vincent Grashaw gewürdigt, „Under the Burning Sun“ von Yun Xie gewann den Audacity Award. „Harakiri, I Miss You“ von Alejandro Castro Arias wurde mit dem Hans Ohlms Preis für den besten Debütfilm ausgezeichnet. „The Flower of Fear” von Jorge Florez Arcila gewann den German Independence Award für den besten Kurzfilmes. Zudem wurden Sabrina Amali für „Maysoon“ und John Connors für
„Crazy Love“ mit dem Seymour Cassel Award für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen geehrt.
German Independence Award – Bester Film
„Broken Voices“ von Ondřej Provazník
Begründung der Jury: Inspiriert von wahren Begebenheiten führt uns dieser Film meisterhaft durch das subtile, zarte und zugleich intensive Terrain der Reise eines jungen Mädchens ins Erwachsenwerden – während Träume und Hoffnungen von Kräften bedroht werden, die sie zum Schweigen bringen wollen.
Mit bemerkenswerter, behutsamer Leichtigkeit reicht er über die Töne hinaus und entfaltet den Zauber einer tiefgreifenden Kinoerfahrung – die noch lange nach dem Ende nachhallt.
Seymour Cassel Award – Bester Darsteller
John Connors für „Crazy Love“
Begründung der Jury: Wie bei den seltenen, wahren Größen des Kinos hallt in jedem scheinbar unmerklichen Moment auf der Leinwand die ganze Komplexität des menschlichen Herzens und der Seele durch die Poren dieses Künstlers wider. Furchtlos, verletzlich und ganz im Augenblick präsent – in einer Darstellung, die nahtlos in die Tiefen der Dunkelheit ebenso eintaucht wie in die Leichtigkeit des Seins.
Seymour Cassel Award – Bester Darstellerin
Sabrina Amali für „Maysoon“
Begründung der Jury: Seymour Cassel war für einen Oscar nominiert – für ein Spiel an der Seite seiner liebsten Partnerin auf der Leinwand, der ikonischen Gena Rowlands. Wie von Genas Geist durchdrungen, nimmt uns diese Schauspielerin mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt: makellos authentisch, voller Nuancen – eine wahre Tour de Force in die Seele einer Figur und in das Herz einer Geschichte, die gehört werden muss.
German Independence Award – Spirit of Cinema
„Keep Quiet“ von Vincent Grashaw
Der Spirit of Cinema Award wurde durch das Publikum des Filmfest Oldenburg gewählt.
German Independence Award – Originality, Daring, and Audacity
„Under the Burning Sun“ von Yun Xie
Begründung der Jury: Der Audacity Award wurde ins Leben gerufen, um Originalität und Wagemut zu feiern.
In ihrem furchtlosen Spielfilmdebüt sprengt die Filmemacherin alle Grenzen. Schmerzhafte Brutalität und visuelle Poesie verbinden sich zu einem unerbittlichen Epos, das an große Kino-Magier wie John Ford oder David Lean erinnert. Postfeministische Wut in großen Kino-Bildern.
Die Darstellerpreise sowie der Audacity und Bester Film Award wurden von der Advisory Board Jury bestehend aus RP Kahl, Deborah Kara Unger und Douglas Buck vergeben.
Hans Ohlms Award- Bester Erstlingsfilm
„Harakiri, I Miss You“ von Alejandro Castro Arias
Begründung der Jury: Der Film konfrontiert den Zuschauer schonungslos und unmittelbar mit der Frage, wie sich Einsamkeit, Verlorenheit und die Unfähigkeit, echte Beziehungen aufzubauen, auf uns Menschen auswirken. An der Grenze zum Cinéma vérité, entfaltet sich eine ungefilterte und ehrliche Reflexion über menschliche Abgründe und die Notwendigkeit, diese zu überwinden. Ein Film, über den man reden muss.
German Independence Award – Bester Kurzfilm
„The Flower of Fear” von Jorge Florez Arcila
Begründung der Jury: Dieser eindringliche und kraftvolle Film lädt uns ein in eine Welt des magischen Realismus. Doch man darf sich von seiner märchenhaften Anmutung nicht täuschen lassen.
Es ist eine Reise in die wahren Schrecken von Kindesmisshandlung – und zugleich in die Fähigkeit der Imagination, die selbst die dunkelsten Albträume in Schönheit und Kunst zu verwandeln vermag.
Dieser Kurzfilm ist eine außerordentliche Errungenschaft, ein Film, der noch lange nach dem Abspann nachwirken wird.
Höhepunkte des Festivals
Die diesjährige Retrospektive war dem amerikanischen Regisseur und Musikproduzenten James William Guercio gewidmet, der mit »Electra Glide in Blue« (1973) nur bei einen Spielfilm Regie führte und später vor allem als Musikproduzent für »Chicago« und »Blood, Sweat & Tears« sowie als Gründer der Caribou Ranch bekannt wurde. Beim Filmfest Oldenburg wurde seine einzige Regiearbeit, einer der aufregendsten Filme der frühen 1970er Jahre, geehrt.
Mit je einem Tribute wurden Scott Glenn sowie Don Keith Opper geehrt.
Mit Don Opper, den Autor und Schauspieler, ehrte das Filmfest Oldenburg eine Kultfigur der 80er Jahre. Zusammen mit seinem Bruder dem Produzenten Barry Opper präsentierte er während des Festivals vier Filme.
Auch von Scott Glenn, der im Eröffnungsfilm »Eugene the Marine« mitspielte, wurden im Rahmen des Tributes vier weitere Filme im Programm gezeigt.
Mit Unterstützung von der irischen Botschaft in Berlin und Screen Ireland stellten zudem einige der spannendsten Filmemacher Irlands ihre neuesten Produktionen in Oldenburg vor. Die irische Botschafterin in Deutschland Maeve Collins war zur Eröffnung und während des Festivals anwesend.
Das Festival in Zahlen
Die Zuschauerzahlen stiegen in den Festivalkinos und im Oldenburgischen Staatstheater um knapp 10% auf insgesamt 13.000 Besucher. Diese Entwicklung ist ein erneuter Beweis dafür, dass das Publikum sich nach authentischer Kultur und originellen Filmen jenseits des Mainstreams sehnt und dass das Festival den leicht zugänglichen Streaming-Diensten standhalten kann.